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Die Freinet's
in deutscher Übersetzung
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Die
Grammatik auf 4 Seiten
Es ist kein Spiel; wir haben
mit niemandem darum gewettet, den Inhalt aller französischen Grammatiklehrbücher
auf vier - vielleicht sind es sogar nur drei - Seiten zusammenfassen zu
können. Unser Vorhaben hat eine beträchtliche pädagogische
Reichweite: denn es zielt darauf ab, den praktischen Sprachunterricht dank
neuer Techniken, die wir in unseren Klassen eingeführt haben, wirklich
zu vereinfachen. Ich für meine Person bin kein Grammatiker, weit davon
entfernt! Ich gestehe sogar: als ich nach dem Krieg halb genesen eine Vorbereitungsklasse
übernahm, stellte ich mit einiger Überraschung fest,
Ganz zu schweigen von der
Menge von Pronomen, Adjektiven, Adverbien, Präpositionen etc. ...,
die ich korrekt zu gebrauchen wußte, ohne sie genau unterscheiden
zu können. Und dennoch hatte ich gerade ein kleines Buch geschrieben,
dem es nicht an Gefühlsbewegung fehlte und auch nicht - ich wußte
das - an einer recht lebendigen Ausdrucksweise. Das Büchlein handelte
von der Verteidigung unserer Rechte - denn wir glaubten damals noch Rechte
zu besitzen, während unsere Vorgesetzten, seien sie nun hierarchiegläubig
oder nicht, sich heute große Mühe geben, uns täglich zu
beweisen, daß dieses Wort mit der aktuellen ... demokratischen Entwicklung
völlig seinen Sinn verloren hat.
Ich habe mich über meine
Unkenntnis nicht aufgeregt. Schließlich konnte ich akzeptabel schreiben:
und ich fühlte genau, daß dies däs Wesentliche war, daß
der ganze Rest, all diese grammatikalischen Spitzfindigkeiten vor allem
Erfindungen der Schule waren. Und wenn ich, dem bis zum 18. Lebensjahr
Lehrer und Lehrbücher den Kopf damit vollgestopft hatten, ohne großen
Schaden die heiligen Regeln der Grammatik vergessen konnte, dann heißt
das doch, sie waren, so wie man sie mir beigebracht hatte, weder lebendig
noch unentbehrlich. Die überkommene Form des Sprachunterrichts ist
also ohne Bezug zu den Bedürfnissen der Schüler, die in ihrem
Leben etwas anderes zu tun haben als grammatische Terminologie zu pflegen.
Ich habe seither keinerlei
Anstrengung unternommen, diese Lehrbuchgrammatik noch einmal zu lernen.
Und ich beeile mich, hier, bevor es zu spät ist, das zusammenzufassen,
was ich für ausreichend und nützlich für unsere Volksschule
halte. Denn wir können schnell Opfer professioneller Deformationen
werden : Wir begegnen jedes Jahr den gleichen Prinzipien, den gleichen
Regeln mit ihren Ausnahmen wieder und sie werden so sehr ein Bestandteil
unseres Berufs und unseres Lebens, daß wir unsere Schüler nicht
mehr verstehen. Wir verstehen dann nicht mehr, daß Menschen, die
nicht von Berufs wegen ständig diese Dinge wiederkäuen, mit großer
Zwanglosigkeit sich um deren fragwürdigen Wert gar nicht kümmern.
Alle diese Vorbemerkungen dienen dazu, unseren Genossen - und auch den Spezialisten, die uns lesen werden - klar zu machen, daß ich es nicht auf grammatische Gelehrsamkeit abgesehen habe. Mir können Lücken unterlaufen sein, die vielleicht geschlossen werden müssen und Fehler, die ich mit Vergnügen korrigiere. Ich bin sogar glücklich, wenn diese Zeilen unter unseren Kollegen wieder einmal zu einer nutzbringenden Zusammenarbeit führen. aus:
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