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Dresden: Neue Deutsche Schule
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- Die Neue Deutsche Schule wurde 1922 im heute noch bestehenden Festspiel-Haus, einem zentralen Gebäude in der Gartenstadt Hellerau bei Dresden gegründet. Bereits 1911 hatte der Violinist Wolf Dorn das Gebäude für 'all that is noblest and best in education' errichtet. Der Schweizer Jaques Dalcroze leitete diese Einrichtung von Anfang an als 'Schule für Tanz und Bewegung'. In den Folgejahren bis 1914 versammelte sich hier zu den jährlich stattfindenden Festspielen die gesamte Kulturelite Europas: Upton Sinclair, Emil Nolde, George Bernhard Shaw, Franz Kafka, Oskar Kokoschka, Henry van den Velde, Stefan Zweig u.a.
- Axel D. Kühn (2002): Alexander S. Neill (Volltext als PDF), Reinbek b. Hamburg 1995 Kapitel: Deutschland, S. 26ff
- Johannes-Martin Kamp (22006): Kinderrepubliken (Volltext als PDF), Kapitel 17: Neills Schulgründungen in Dresden, S. 329ff
- Johannes-Martin Kamp (2006): Die Pädagogik A. S. Neills (Volltext als PDF), Kapitel 2.5: 1921-1924: Schulgründung auf dem Kontinent - Dresden-Hellerau und Sonntagberg S. 27ff
Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Eurythmie-Abteilung von Christine Baer übernommen. Dr. Carl Theil leitete die zweite Abteilung, die 'Neue deutsche Schule' in der Dalcroze-Schule. Theil wollte eine koedukative Arbeitsschule mit einer regelstiftenden Schulgemeinde. Christine Baer regte A.S. Neill an, eine dritte Abteilung, eine internationale Schule nach seinen eigenen Vorstellungen zu gründen. Aus der Neuen deutschen Schule wurde eine GmbH. Lilian Neustätter übernahm die Leitung des Schülerheimes, ihr Mann, der Augenarzt Dr. Otto Neustätter, übernahm die Geschäftsführung der gesamten Schule. Alle drei Abteilungen waren eng miteinander verbunden und die Schüler in allen Abteilungen unterrichtet. Die 'Ausländische Abteilung' hatte Schüler aus England, Belgien, Norwegen, Russland, Jugoslawien und Deutschland. Neill führte das 'Self-government' ein. In wöchentlichen Treffen regelten die Kinder und das Lehrpersonal wichtige Fragen des Schulalltags gleichberechtigt. Die Schüler mußten den Unterricht nicht besuchen.
Ein Lehrer der Schule, Prof. Zutt, der in Budapest eine Handwerkerschule geleitet hatte, begeisterte Neill für praktische Arbeiten. Zutt arbeitete nach Ideen von Franz Cizek. Cizek hatte bereits 1898 als Professor an der Kunstgewerbeschule Wien freie Kindermalkurse eingeführt. Die Resultate gaben eine neue Sicht auf die kreativen Kapazitäten von Kindern frei.
Es kam zu Differenzen in der Kooperation im Kollegium vor allem mit Neills Konzept - vor allem weil die Schüler lieber bei Neill rauchten, Bier tranken und Foxtrott tanzten, während die anderen Goethe oder Nietsche vorgelesen bekamen. Nach dem Ausscheiden von Dr. Theil übernahm Herman Harless, der bis 1920 an der Odenwaldschule von Paul Geheeb gearbeitet hatte, die Leitung der Abteilung Neue deutsche Schule. Mit ihm legten sich auch die pädagogischen Differenzen. 1923 brach in Sachsen eine Revolution aus - in Dresdens Straßen wurde geschossen. Viele Eltern meldeten deswegen ihre Kinder von der Schule ab. Neill entschied sich, seine Schule nach Österreich zu verlegen.
Die Neue deutsche Schule GmbH wurde geschlossen.
Eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte der Neuen deutschen Schule in Dresden-Hellerau steht noch aus.
in: Zellinger, Margit: Summerhill heute, Diplomarbeit, Kap. 4.2.: Die internationale Schule Hellerau 1921 - 1923 Salzburg 1996
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