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Knud Ahlborn

    Knud Ahlborn (*14.8.1888 - † 9.5.1977) war Sohn des Oberlehrers Friedrich Ahlborn am Realgymnasium des Johanneums, der u.a. den Vogelflug aerodynamisch erforschte. Stark beeinflusst hat ihn nach eigener Aussage Thomas Carlyle.

    Schon als Unterprimaner (1905) gründete er den Hamburger Wanderverein, der eine tragende Säule der Freideutschen Bewegung werden sollte (F. Goebel, S. 135). Er wollte mit der Gründung zur 'Umgestaltung der großstädtischen Jugend beitragen, ihr erstrebenswerte Ziele zu schaffen und echte deutsche Art auf alle Weise fördern.' Er gründete einen Ausschuss für Kriegsspiele.

    An der Uni gründet er er eine eigene Verbindung, die Akademische Freischar, einen 'Kampfbund gegen das traditionelle Studententum'. "Es wurden genaue Richtlinien für den Ehrenschutz anstelle des Duells geschaffen, der Trinkkomment wurde abgeschafft, das Wandern als bestes erziehungsmittel gepflegt." (Ferdinand Goebel, S. 136) Ab 1907 gab es auch eine Zeitschrift: 'Der deutsche Student'. Die Idee verbreitete sich gut, bald gab es an den meisten Universitäten Freischaren, darunter in Freiburg, Berlin, Kiel, Wien und Zürich. 1909 führte das zur Gründung des Bundes Deutscher Akademischer Freischaren Dieser war gegen die Betonung der Rassen-Hygiene, gegen die Bekämpfung der Juden und gegen eine strikte Alkoholabstinenz.

    1909 entstand in Arolsen eine alle Altersgruppen umfassende Organisation aus dem Bund deutscher Wanderer (Ferdinand Goebel), dem Wandervogel (Breuer, Liesner, Pfeiffer) und den Freischaren (Knud Ahlborn). "Ostern 1913 wurde auf dem Bundestreffen der Freischaren der Plan gefasst, am Gedenktag der Leipziger Völkerschlacht auf dem Hohen Meißner einen Jugendtag zu veranstalten." (Ferdinand Goebel [1963]: Ansprache am 75 Geburtstag Knud Ahlborns, 14. März 1963, S. 133ff) Auf dem vorbereitenden Treffen - Pfingsten in Jena - Knud Ahlborn war einer der ersten der die 'Meißner Aufrufe' unterschrieb, er hielt die Feuerrede auf dem Hohen Meißner, ihm werden die Worte der Meißnerformel zugeschrieben und er war Leiter der Führerschaft der Freideutschen Jugend.

      Meißner Formel (S. 112 und 138):

      "Die freideutsche Jugend will ihr Leben nach eigener Bestimung, vor eigener Verantwortung in inner Wahhaftigkeit gestalten für diese innere Freiheit zritt sie unter allen umständen geschlossen ein.
      Alle Veranstaltungen der freideutschen Jugend sind alkohol- und nikotinfrei."
      Geprägt von Ferdinand Avenarius, Erwin Ritter v. Hattingberg, Dr. med. Franke und Knud Ahlborn und am 12. 10. 1913 in diese Form gegossen.

    Ferdinand Goebel schrieb dazu (S. 139): Die Meißner Formel ist nur zu verstehen als scharfe Absage an die üblichen Lebendformen der satten und philisterhaften bürgerlichen Gesellschaft der Jahrhundertwende. Im ersten Weltkrieg wurde er als Freiwilliger aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt. Auf eigenen Wunsch tat er im Heimatlazarett, am Eppendorfer Krankenhaus in Hamburg als Assistent bei Prof. Schottmüller Dienst. Schon im Februar 1915 wurde er wieder von München angeforedert. Er arbeitete dort an der Schnellausbildung für Ärzte. Als Landsturm-Oberartzt (Ausbildung Frühjahr 1917) war er Lazaretten in Cesis (Wenden) in Kurland (heute: Lettland) und in Frankreich an der Westfront im Einsatz. Am Tag des Zusammenbruchs bekam das Feldlazarett den Befehl 'von oben' Soldatenräte zu bilden. Er schreibt, er sei bestürtzt und überrascht gewesen, habe aber wohl oder übel diese Order befolgen müssen.

    Knud Ahlborn leitete den Rücktransport der Schwerverwundeten nach Karlsruhe. Nach einem Aufenthalt bei Dr. Kampfmeyer, dem Gründer der Gartenstadt in Karlsruhe, übersiedelt er nach Hamburg. Dort übernahm er die Leitung des Hamburger Landesverbandes für Jugendpflege.

    Im Sommer 1919 reiste er nach Sylt. Dort wurde er das ehemalige Kriegslager Klappholttal aufmerksam und kaufte es kurzentschlossen. Knud Ahlborn kaufte noch ein weiteres Kriegslager: Puan Klent (Pauls Kliff). Seine Idee war hier einen Tagungsort für die von ihm geplante freideutsche 'Jugend-Führerschule' zu errichten. Kredit gewährte die Hamburger Sparkasse. 1919 entstand in Zusammenarbeit mit Ferdinand Goebel aus Klappholttal für den größten Teil des Jahres ein Kindererholungheim, später ein Kindergenesungsheim. Im Hochsommer fanden in Klappholttal Arbeitsgemeinschaften und Kurse für die Anhäger der freideutschen Bewegung statt. Aus dieser Arbeit erwuchsen die 'kulturpolitischen Richtlinien' des 'Freideutschen Bundes'.

    Von 1927 - 1933 entwickelte er zusammen mit dem Schwester-, Pfleger- und Pflegerinnenpersonal 'systematische charakteroligische Methoden', um zu einer genauen Vorstellung über die Charakterveranlagungen der Pflegekinder zu bekommen. Knud Ahlborn vertrat die Auffassung, diese Methode sei 'bahnbrechend in Deutschland'.

    Nach 1933 wurde Klappholttal nicht verboten sondern durch schmutzige Tricks zerstört. Der Leiter des 'Reichsbundes Volkstum und Heimat', Hermann Haverbeck gründete 'Fabrik-Jugendscharen' und geriet damit ins Gehege mit der deutschen Arbeiterfront, genauer mit Robert Ley. Dieser drängte Hermann Haverbeck dazu, das Projekt als Großorganisation mit großem Verwaltungsapparat auszuziehen. Dann wurde ihm von Robert Ley die zugesagte finanzielle Unterstützung entzogen und Hermann Haverbeck als Bankrotteur hingestellt. Zwar wurde Hermann Haverbeck in einem Prozess freigesprochen, doch vom 'Reichsbund für Volkstum und Heimat' war kaum etwas übrig geblieben. (S. 130)

    Durch heftige Querelen mit Führern der NSDAP auf Sylt, wegen der Besudelung und Zerstörung der Sandburgen von jüdischen Sommergästen, drohte Knud Ahlborn durch den Verlust der Zulassung zur kassenärztlichen Praxis und damit auch zur ärztlichen Betreuung von Kindererholungsheimen der wirtschaftliche Ruin. Ein befreundeter Arzt, damals Führer der SA auf Sylt jonglierte ihn auf die Position eines SA-Anwärters mit der Sonderaufgabe eines SA-Arztes. Er konnte sich so zum SA-Sturm-Arzt 'hochdienen'. Die NS-Volkswohlfahrt (NS-V) hatte jedoch ein Auge auf das Nordseelager Klappholtal geworfen und suchte nun nach einem Weg, sich das Nordseelager anzueignen. Eine Polizeiaktion wurde angestrengt und diese stellte fest, "dass an diesem Morgen in zwei außer Sichtweite voneinander getrennte Gruppen von Männern und Frauen [...] Frühgymnastik mit anschließendem unbekleidetem Schwimmen und Sportmassage durchgeführt wurde." (S. 130f). Das wurde für die Kinder des Kinder- Genesungsheimes als 'sittliche Gefährdung' ausgelegt und die Kinder mussten innerhalb von 24 h den Heimweg antreten. Außerdem wurden alle TeilmehmerInnen zu je 75 RM Strafe verdonnert. Außerdem sollte Dr. Ahlborn aus der SA ausgeschlossen werden. Die NS-V rieb sich schon die Hände. Da kam von unerwarteter Seite Hilfe: Der Standartenarzt der SA, Dr. med Stoppel-Husum lehnte den Ausschluss aus der SA kategorisch ab und verfügte sogar seine Beförderung. Die Richter der ersten Instanz, die Freunde und Untergebene des Kreisleiters der NSDAP auf Sylt waren, verurteilten Knud Ahlborn auch prompt. Die zweite Instanz sprach ihn jedoch frei. Die NS-V verfügte, dass aus ihrem Versorgungsbereich keine Kinder mehr aufgenommen werden durften, jedoch gelang es die Lücken durch andere Kinderversendungsstellen von der Reichsmarine und der Reichsbahnfürsorge zu schließen.

    Quelle: Anderson, Erich R. (Hrsg.)[2009]: Volkshochschule im Dünensand- Ahlborn Familienspuren

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