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Einheitsschulen -Fritz Karsen (Berlin) - Paul Oestreich (BESch) - Max Greil (Thüringen) - Die nationale Einheitsschule
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Landerziehungsheime - Gemeinschafts- und Versuchsschulen - Arbeitsschulen - Einheitschulen - Höhere Schulen -
Exkurs: Die nationale Einheitsschule
Einheitsschulen -
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Die 'Einheitsschule' war auch ein Motiv konservativer Reformpädagogik. So forderte Hermann Lietz eine 'Volks-Einheits-Schule' (Lietz, Hermann (1919): Des Vaterlands Not und Hoffnung, Veckenstedt, S. 59), oder die 'Volksbildungsbewegung' des 'Hohenrodter Bund', dem auch Wilhelm Flitner angehörte, oder die Forderung Georg Kerschensteiners, die berufliche und die allgemeine Bildung zu verschmelzen. (Roland Bast: Konservative Revolution, in: W. Keim, U. Schwerdt (2013), Handbuch, S. 120)
Schon vor dem Ersten Weltkrieg gab es aus pragmatischen Erwägungen die Ideen nach "Durchlässigkeit der unterschiedlichen gymnasialen Schultypen und der Realschulen" (Bast, Roland: Konservative Revolution, S. 120) um eine "Gleichwertigkeit von (humanistischem) Gymnasium, Realgymnasium und Oberrealschule" (Ebenda, S. 121) herzustellen. Man strebte einen gemeinsamen Unterbau mit einem gemeinsamen Kerncurriculum an. (Vgl. ebenda) Georg Kerschensteiner forderte 1914 eine 'Nationale Einheitsschule', die zwar die Eigenständigkeit der Schulformen nicht in Frage gestellt hätte, aber einen komplikationslosen Übergang ermöglichen sollte. (Vgl. ebenda) Da darin auch die Volksschule integriert sein sollte, müsse auch "die Lehrertätigkeit ungeachtet der verschiedenen Schulformen als gleichwertig angesehen werden, weil alle Lehrer, so Kerschensteiner, dem 'Geist der Staatsgesinnung' verpflichtet seien" (ebenda). Damit wäre auch die "prinzipielle Gleichstellung aller Lehrer hinsichtlich ihrer Besoldung" im Gespräch.
Herman Nohl formulierte, es tauche
Die Grundintention der staatsbürgerlichen Erziehung lag für Georg Kerschensteiner darin, "die Vorstellung der Gleichheit in eine freiwillige Unterordnung der Mehrheit unter eine Herrschaft der Minderheit der begabten zu wandeln. Schulstrukturell sollte deshalb auch in einer nationalen Einheitsschule der Dualismus von praktisch-manuell Tätigen und geistig-theoretisch Begabten bzw. von niederer und höherer Schulbildung mit Verweis auf die unterschiedlichen Begabungen und Interessen verstärkt werden." (Dieter Kirchhöfer: Individualität, in: Handbuch, a.a.O., S. 491)
Eduard Spranger (1882-1963), bilanziert 1921 in einem Aufsatz zur Schulreform , das die Idee der parlamentarischen Demokratie mit dem Wesen des Pädagogischen unvereinbar seien, weil es bei diesem ja eben nicht um "rationale Organisationsfragen und parlamentarische Abstimmungsmodalitäten gehen dürfe. [...] Nicht durch Liberalismus und Demokratie, sondern erst durch den organisch gewachsenen Gemeinschaftsgeist, der auf die Forderungen der Französischen Revolution zurückgeht, werde die Einheitsschule zu einer pädagogisch sinnvollen und verantwortbaren Veranstaltung." (Roland Bast, a.a.O., S. 123)
Literatur:
Bast, Roland: Konservative Revolution, in: Keim, Wolfgang; Schwerdt, Ulrich (Hrsg.) (2013): Handbuch zur Reformpädagogik in Deutschland, Frankfurt/Main, S. 109-133
Uhlig, Christina: Arbeiterbewegung, in: Keim, Wolfgang; Schwerdt, Ulrich (2013), a.a.O, S. 85-108
Kirchhöfer, Dietrich: Individualität, in: Keim, Wolfgang; Schwerdt, Ulrich (2013), a.a.O, S. 477-497)
Schon vor dem Ersten Weltkrieg gab es aus pragmatischen Erwägungen die Ideen nach "Durchlässigkeit der unterschiedlichen gymnasialen Schultypen und der Realschulen" (Bast, Roland: Konservative Revolution, S. 120) um eine "Gleichwertigkeit von (humanistischem) Gymnasium, Realgymnasium und Oberrealschule" (Ebenda, S. 121) herzustellen. Man strebte einen gemeinsamen Unterbau mit einem gemeinsamen Kerncurriculum an. (Vgl. ebenda) Georg Kerschensteiner forderte 1914 eine 'Nationale Einheitsschule', die zwar die Eigenständigkeit der Schulformen nicht in Frage gestellt hätte, aber einen komplikationslosen Übergang ermöglichen sollte. (Vgl. ebenda) Da darin auch die Volksschule integriert sein sollte, müsse auch "die Lehrertätigkeit ungeachtet der verschiedenen Schulformen als gleichwertig angesehen werden, weil alle Lehrer, so Kerschensteiner, dem 'Geist der Staatsgesinnung' verpflichtet seien" (ebenda). Damit wäre auch die "prinzipielle Gleichstellung aller Lehrer hinsichtlich ihrer Besoldung" im Gespräch.
Herman Nohl formulierte, es tauche
- "zum ersten Mal der Gedanke der Nation als der inneren Verbindung gleicher Volksgenossen auf. Diese Gleichheit und Brüderlichkeit brach in den merkwürdigen Nationalfesten jener Jahre (nach 1918, JG) hervor, in denen man sich gegenseitig das Versprechen der Liebe und Hilfe in allen Lagen gab, und in denen die Pädagogen der Revolution sofort das wirksamste Mittel der öffentlichen Erziehung erkannten." (ebenda, S. 121)
- "die bisher unverbunden nebeneinander existierenden Schulformen durch einen gemeinsamen 6 jährigen Unterbau miteinander zu verbinden. Die Tatsache, dass ein Volksschüler vor 1919/20 keine Übergangsmöglichkeiten auf eine weiterführende Schule besaß, stellte für ihn eine unverantwortliche Verschüttung von Begabungen dar. Die von ihm geforderte Einheitsschule sollte deshalb auf einer einheitlichen 6-jährigen Grundschule basieren, im Anschluss daran organisch gegliedert sein, soziale Trennungen aufheben, überkonfessionell geführt werden und mit einem einheitlichen Lehrerstand arbeiten.
Tews argumentiert zunächst pädagogisch, wenn er einerseits das gemeinsame Fundament aller Bildung wie auch die Möglichkeit des sozialen Lernens über alle Klassenschranken hinweg im Rahmen der einheitlichen Grundschule betont, andererseits mit der 'Vielheit und Vielgestaltigkeit der Anlagen und Neigungen' die anschließende (organische) Ausdifferenzierung des Schulwesens begründet. Damit verknüpft sich bei ihm dann aber der Gedanke der 'Einheit des Volkslebens' und der 'innigen Verbindung aller Teile des Volkskörpers zu einem Ganzen'." (ebenda, S. 121f)
- "Die im Kaiserreich praktizierte Repressionspolitik im Umgang mit der Arbeiterbewegung und ihrer Anhängerschaft [wurde. JG] kritisiert und auch die Bismarksche Sozialgesetzgebung (Krankenversicherung 1883, Unfallversicherungsgesetz 1884, Alters- und Invaliditätsgesetz 1889) als nicht weit genug gehend betrachtet. Weder die eine noch die andere Maßnahme allein könne sozialen Konflikten nachhaltig entgegenwirken, auch, weil selbst geringe Konzessionen an die Arbeiterschaft von der Wirtschaft unterlaufen und 'die Massen in immer heftigere Erbitterung' hineingetrieben würden. (F. W. Foerster (1894): Ethische Aufgaben in der sozialen Bewegung, in: Ethische Kultur 2(1894) S. 363; zitiert nach Christa Uhlig: Arbeiterbewegung, S. 94)
- Kerschensteiner urteilte: 'Selbständig aber und sittlich frei machen weder polizeiliche Vorschriften noch Ausnahmegesetze.' (Georg Kerschensteiner (1908): Das Problem der Volkserziehung, in: Internationale Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik, Berlin 2(1908) S. 358; zitiert nach Christa Uhlig: Arbeiterbewegung, S. 94).
- Wilhelm Rein formulierte, dass die Arbeiterbewegung ein 'durchaus notwendiger Pfahl im Fleische unserer Besitzenden' sei, 'denn es ist in keiner Weise zu rechtfertigen und läuft der Sittlichkeit direkt entgegen, wenn ein Stand ausgeschlossen bleiben soll, von den Rechten, die die älteren Gesellschaftsschichten für sich in Anspruch nehmen. (W. Rein (1911): Nach den Wahlen, in: ders., Gesammelte Aufsätze in 4 Bänden, Bd. 2, Langensalza, (1911), S. 79, zitiert nach Christa Uhlig: Arbeiterbewegung, S. 94).
- Ludwig Gurlitt (1855-1931) sagte es so: "So lange man im Deutschen Reich glaubt, dass man die Kinder vo 3 Millionen Wählern zwingen darf, zu lernen, was ihre Eltern ablehnen, was nur der Staat als rechte Geisteskraft und echten Glauben vorschreibt, 'so lange ist kein Fried im Land'." (Ludwig Gurlitt (1905): Der Deutsche und seine Schule, Berlin, S. 39f, zitiert nach Christa Uhlig: Arbeiterbewegung, S.95)
Die Grundintention der staatsbürgerlichen Erziehung lag für Georg Kerschensteiner darin, "die Vorstellung der Gleichheit in eine freiwillige Unterordnung der Mehrheit unter eine Herrschaft der Minderheit der begabten zu wandeln. Schulstrukturell sollte deshalb auch in einer nationalen Einheitsschule der Dualismus von praktisch-manuell Tätigen und geistig-theoretisch Begabten bzw. von niederer und höherer Schulbildung mit Verweis auf die unterschiedlichen Begabungen und Interessen verstärkt werden." (Dieter Kirchhöfer: Individualität, in: Handbuch, a.a.O., S. 491)
Eduard Spranger (1882-1963), bilanziert 1921 in einem Aufsatz zur Schulreform , das die Idee der parlamentarischen Demokratie mit dem Wesen des Pädagogischen unvereinbar seien, weil es bei diesem ja eben nicht um "rationale Organisationsfragen und parlamentarische Abstimmungsmodalitäten gehen dürfe. [...] Nicht durch Liberalismus und Demokratie, sondern erst durch den organisch gewachsenen Gemeinschaftsgeist, der auf die Forderungen der Französischen Revolution zurückgeht, werde die Einheitsschule zu einer pädagogisch sinnvollen und verantwortbaren Veranstaltung." (Roland Bast, a.a.O., S. 123)
Literatur:
Bast, Roland: Konservative Revolution, in: Keim, Wolfgang; Schwerdt, Ulrich (Hrsg.) (2013): Handbuch zur Reformpädagogik in Deutschland, Frankfurt/Main, S. 109-133
Uhlig, Christina: Arbeiterbewegung, in: Keim, Wolfgang; Schwerdt, Ulrich (2013), a.a.O, S. 85-108
Kirchhöfer, Dietrich: Individualität, in: Keim, Wolfgang; Schwerdt, Ulrich (2013), a.a.O, S. 477-497)