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Geschrieben von Juergen am 04.02.2009 um 13:24:

Hi Charlotta,

Der Satz des Prüfers über Neill ist natürlich erklärungsbedürftig. Ich habe Neill nie kennengelernt und kann daher wenig über seine Peerson sagen - außer was ich in der Literatur gelesen habe.

Entscheidend scheint aber doch zu sein, daß er zwar eine autoritäre Erziehung und eine autoritäre Schulausbildung und Lehrerausbildung hatte. Ob sich daraus ein Automatismus ableiten läßt ist für den Einzelfall sehr fraglich.

In seinen Handlungen war Neill jedoch alles andere als autoritär. Er hat sich immer wieder fast therapeutisch für einzelne Kinder eingesetzt, z.B. in den privat lessons, oder wenn er mit einem neuen Schüler, der Fenster einschmiß, diesem noch bei seinem Tun half.

Adorno habe ich leider vor so langer Zeit gelesen, daß ich da nicht mehr konkret werden kann. Aber poste doch mal was Du verwenden möchtest und dann kann ich vielleicht was über Neill dazu sagen - oder Hinweise geben, wo vielleicht was zu finden ist.

Der Hinweis auf die natürliche Autorität ist gut, denn das gibt schon mal einen deutlichen Unterschied zum autoritären Charakter.

Neill hat sich ja auch immer gegen den Begriff 'antiautoritär' zur Wehr gesetzt und statt dessen von 'selbstregulativer Erziehung' gesprochen.

Und die Regeln in Summerhill beinhalten oft Ausnahmen für bestimmte Kinder. Sie werden mit diesen Ausnahmen so auf den Meetings abgestimmt.
Also gar kein law and order, weil Regeln immer für Menschen da sind und nicht die Menschen für die Regeln.

Bezeichnend ist der Stress, den Neill mit den Lehrern der deutschen Sektion der Neuen Schule in Hellerau hatte: Die wollten moralisches Handeln - wir wollten unser Leben leben.

Liebe Grüße

Jürgen

__________________
Jürgen Göndör
service@paed.com
http://paed.com


Geschrieben von HaJo55 am 28.01.2009 um 18:57:

Text

Hallo Charlotta!

Zitat:
Original von Charlotta
Es fällt mir schwer, Summerhill und Adornos Gedanken zum Thema Autorität (siehe "Studien zum autoritären Charakter") inhaltlich (und prüfungsrelevant) miteinander zu verbinden. Das ist aber meine (indirekte) Aufgabe...

Hmm, das würde mir auch schwerfallen, denn ich habe das betreffende Buch von Adorno noch nicht gelesen. ;-)

Gruß von HaJo55


Geschrieben von Charlotta am 28.01.2009 um 16:15:

Hallo HaJo55,

vielen lieben Dank für deine Antwort. Das ist ja schon mal ein Tipp, dem ich nachgehen kann. Ich bin dir sehr dankbar.

Blockiert deswegen, weil ich mich eben unter einem Riesenberg Bücher vergraben sehe, ohne so richtig klar zu sehen. Es fällt mir schwer, Summerhill und Adornos Gedanken zum Thema Autorität (siehe "Studien zum autoritären Charakter") inhaltlich (und prüfungsrelevant) miteinander zu verbinden. Das ist aber meine (indirekte) Aufgabe...

Herzliche Grüße

Charlotta


Geschrieben von HaJo55 am 28.01.2009 um 01:09:

Text RE: A.S. Neill - eine Autoritätsperson?

Zitat:
Original von Charlotta
Kann mir vielleicht jemand mit Literaturtipps oder eigenen Gedanken dahingehend ein paar Ideen liefern.

Hallo Charlotta!

Mein Tipp wäre, dir deine Frage (ob A. S. Neill eine Autoritätsperson war) von ihm selbst beantworten zu lassen.
Denn A. S. Neill hat sich - wenn ich mich richtig erinnere - des Öfteren in seinen Büchern selbst beschrieben bzw. seine Selbstsicht dargelegt.
Leider weiß ich momentan nicht mehr, in welchen seiner Bücher Entsprechendes zu finden ist. Ich besitze nicht alle Bücher von A. S. Neill, ich meine aber, mich zu erinnern, dass A. S. Neill sich selbst durchaus als Autoritätsperson bewertete, er seine Autorität aber eher im Sinn von 'natürliche' Autorität verstand.

Zitat:
Ihr helft einer blockierten Studentin ;-)

Inwiefern blockiert?

Gruß von HaJo55


Geschrieben von Charlotta am 27.01.2009 um 15:36:

A.S. Neill - eine Autoritätsperson?

Hallo liebe Nutzer des Forums,

ich hoffe, dass noch immer der eine oder andere hier rumschleicht, denn die letzten Beiträge sind schon etwas älter...

Ich schreibe schließe meine Studium der Erziehungswissenschaft bald ab und befasse mich in diesem Zusammenhang mit der Frage, ob Summerhill nur hat funktionieren können, weil Neill eine autoritäre Persönlichkeitsstruktur hatte.

Ich habe mich mit den "Studien zum autoritären Charakter" von Adorno und seinen US-Kollegen sehr intensiv sowie mit Fromms Theorien am Rande auseinandergesetzt.

Die folgende Idee bringt mich auf den Gedanken, dass Neill ebenso eine autoritäre Persönlichkeit besessen haben könnte.
"Wer als Kleinkind von seinen Eltern autoritär behandelt werde, entwickle später selber einen autoritären Charakter, der kaum noch beeinflussbar sei und sich durch Feindseligkeit gegenüber Anderen oder Unterlegenen auszeichne."
Siche besteht die Möglichkeit, dass man die Grundstrukturen seines Charakters bei entsprechender Erkenntnis überantworten kann. Doch auch mein Prüfer ließ im Vorgespräch den Satz fallen: "Summerhill hätte nie funktioniert, wenn Neill nicht selbst eine ausgesprochene Autoritätsperson gewesen wäre."

Bei all der Betrachtung des antiautoritäen Modells Summerhill kommt diese Theorie nicht zur Sprache.

Kann mir vielleicht jemand mit Literaturtipps oder eigenen Gedanken dahingehend ein paar Ideen liefern.

Denn freilich möchte ich nicht nur auf eine solche Frage in der Prüfung gewappnet sein - mich interessiert diese Theorie inzwischen sehr brennend.

Ich danke allen, die sich meines Themas annehmen, bereits jetzt. Ihr helft einer blockierten Studentin ;-)

Herzliche Grüße

Charlotta

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