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Geschrieben von Schigge am 29.08.2009 um 13:01:

Offener Unterricht in Gymnasien?

Hey miteinander!

Ich habe mir "Offener Unterricht. Idee - Realität - Perspektive" bereits zugelegt und verschlungen. Dennoch drängt sich bei mir eine Frage auf: Ist Peschels Konzept auch an den so genannte "höheren" Schulen (i.e. Gymnasien, etc.) möglich? (Peschel fokussiert logischerweise nur die Grundschule). Sind euch solche Schulen bekannt (im deutschsprachigen Raum)? Oder scheitern diese an der Schulbürokratie?

Eine weitere, zugegeben etwas eigenartige Frage: Ich bin aus Österreich und leider (wie wahrscheinlich auch in Deutschland) gibt es hier Probleme mit der Integration von Menschen deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Leider werden diese Menschen sofort in "Ghettos" eingebunkert (was eine sprachliche und soziale [u.a.] Integration noch zusätzlich erschwert). Nun habe ich eine sehr engagierte Lehrerin aus einem dieser so genannten Ghettos kennengelernt, die ebenfalls einen basisdemokratischen, offenen Unterricht praktiziert bzw. praktizieren möchte. Es muss vorerst gesagt werden, dass der Migrantenanteil in ihrer Arbeitsumgebung bei über 95% liegt. Sie erzählte mir, dass beim ersten Kreisgespräch sofort die Verwendung der deutschen Sprache abgeschafft wurde. Nach einigen Wochen hat sie diesen demokratischen Beschluss jedoch aufgehoben, da sie den SchülerInnen weder helfen noch bei Kreisgesprächen aktiv partizipieren konnte.
Ich weiß dies ist ein heikles Thema aber gibt es von euch diesbezüglich Erfahrungen und Lösungsmöglichkeiten?

LG,

Michael

P.S.: Die Seite und das Forum sind spitze!


Geschrieben von Juergen am 04.10.2009 um 13:52:

Hi Michael,

Warum fokussiert Peschel 'logischerweise' auf die Grundschule?

Die Schule in Prinzhöfte bei Bremen arbeitet ähnlich bis zum Abitur. Leider kenne ich diese Schule nicht persönlich.
http://freinet.paed.com/freinet/frschule.php?action=prinzh

Zu der eigenartigen Frage: Wenn ein 'basisdemokratischer' Beschluss darauf hinausläuft, dass irgendwelche Personen über die Sprache ausgeschlossen werden, egal ob Schüler oder Lehrer, dann habe ich deutliche Zweifel, ob dieser Beschluß irgendetwas mit Basisdemokratie zu tun hat. Es scheint mir eine Verwechslung von Mehrheitsbeschlüssen und Basisdemokratie zu sein. Eine Basisdemokratie kann ja schon vom Wort her nicht Teile von sich selbst ausschliessen.
Es müsste schon ein Weg gefunden werden alle einzelnen Teilnehmer einzubeziehen und den Zugang zu dem, was besprochen wird und auch selbst mitzusprechen, ermöglicht werden. Ohne diese Grundbedingung sehe ich nicht, wie eine weitere Arbeit für alle Teilnehmer möglich sein könnte. Interessant, daß gerade die Lehrerin ausgegrenzt wurde, ich meine aber wirklich alle Teilnehmer - auch die Fremdsprachigen.
Genau dieser Versuch, eine Basis herzustellen, der alle angehören, könnte ja der Dreh- und Angelpunkt einer gemeinsamen Arbeit sein. Das muss ja nicht die deutsche Sprache sein. Aber es muss möglich sein, dass alle an diesem Projekt gleichberechtigt teilnehmen. Teilweises Übersetzen ist also auch keine Lösung.

Lösungsmöglichkeiten sehe ich z.B. in dem Projekt Welt-ABC von Christian Schreger in Wien.
Er arbeitet in einer fast reinen Migrantenklasse in der Ortnergasse und hat ein Konzept entwickelt, wie seine Migrantenkinder selbstgesteuert die deutsche Sprache erlernen.

Dazu gibt es einen Artikel von Christian und mir, der diesen Prozess beschreibt: schreger/göndör: weltabc
hier im PDF-Format.

Wenn Rückfragen bestehen, stehe ich gerne zur Verfügung.

Jürgen

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