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Geschrieben von Sidal am 04.03.2006 um 21:36:

Schuldruck % Computer

Hallo,

ich bin momentan dabei mein erstes Staatsexamen abzulegen und
habe in allgemeiner Pädagogik mich für Freinet entschieden.

Meine Frage ist nun,
was sie von dem Thema halten:

Kann der Schuldruck vom Computer abgelöst werden? Was spricht dafür, was dagegen?

Es würde mich sehr freuen, wenn sie sich dazu äußern könnten bzw. mir dabei helfen könnten mich mit dem Thema auseinander zusetzen.

Vielen Dank

Sidal


Geschrieben von Juergen am 04.03.2006 um 22:01:

Hallo Sidal,

in der Literaturdatenbank findest Du mit den beiden Suchworten:

Computer Schuldruck

5 Titel die für dich wahrscheinlich interessant sind.

besonders H. Hagstedt (Uni Kassel) und M. Keller.

Unter der URL

Schuldruck

findet sich evtl auch noch was.

Der Schuldruck ist eine Methode, für die der Computer sicher kein Ersatz ist.
Der Computer ist ein Medium, das in viele Bereiche der Freinet-Pädagogik neuen Aspekte bringt, aber es ist halt ein Unteschied, ob ich Post bekomme oder eine Mail empfange.

Auf den Seiten der Schuldrucker findet sich auch für und wieder. Sie müßten einmal sehen, ob eine Schuldruckerei in Ihrer Nähe ist und sich eine ansehen, selbst einmal etwas drucken. Sonst spricht man wie der Blinde von der Farbe.
(Ist nicht böse gemeint, Du wirst mich verstehen, wenn Du gedruckt hast.)

Wenn Sie noch Fragen haben, bitte wenden sie sich an mich - ich helfe Ihnen gerne dabei, sich in der Freinet-Pädagogik zurechtzufinden.

Jürgen

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Jürgen Göndör
service@paed.com
http://paed.com


Geschrieben von Sidal am 06.03.2006 um 23:02:

Hallo Jürgen,

vielen Dank zunächst für die schnelle Rückantwort.
Ich hab selber auch schon drucken dürfen und es war echt lustig bis wir uns
zurecht gefunden haben. Vorallem mit der Frage "wie rum muss ich überhaupt die Lettern einsetzen?" :-)))
Glaub Kinder tun sich damit einfacher, wenn sie zum ersten Mal drucken.

Ich hab noch ein paar andere Frage zur Leistungsbeurteilung etc.:

Wie genau sah nochmal die Leistungsbeurteilung bei Freinet aus? Die Kinder durften sich ja selbst einschätzen. Aber der Lehrer musste doch auch sicher ein gewisses Urteil über seine Kinder machen.
Denn, ich kann mir gut vorstellen, das Kinder sich eher gut als schlecht einschätzen wollen.
Gab es dann auch ein Zeugnis und Klassenarbeiten?
Die Klassen von Freinet waren doch jahrgangsübergreifende Klassen oder?

Vielen vielen Dank!

Sidal


Geschrieben von Juergen am 06.03.2006 um 23:10:

Leistungsbeurteilung

Hi Sidal,

da muß ich passen. Ich weiß nicht wie das bei Freinet genau ablief.

ich weiß nur, daß Kinder sich ehr zu schlecht einschätzen als zu gut
und das die Leistungsbeurteilung, zumal ja nicht in Noten, sondern
in Berichtszeugnissen ja ehr eine Rückmeldung über das Lernen der
Kinder ist, als eine Beurteilung.
Insofern ist das Urteil des Lehrers in der heutigen Schule zwar wichtig,
hat aber in einem differenzierten Bericht über das Lernen eines Schülers
einen ganz anderen Stellenwert.

Auch eine Klassenarbeit ist ein typisches Instrument unserer Leistungs-
schule. Wenn du einmal von den Kindern ästhetisch gestaltete Arbeits-
ergebnisse gesehen und gelesen hast, dann brauchst Du keine Klassen-
arbeit mehr.

Auch kann ich Dir nicht sagen, ob Freinet bei seiner Einteilung der lern-
gruppen sich nun strikt an Jahrgangsgruppen oder nicht gehalten hat.
Auch das ist eine typische Frage aus dem heutigen Schulsystem. Man
kann es sich gar nicht anders vorstellen.

Aus der Reformpädagogik kann ich dir jedenfalls sagen, daß es sowohl
Jahrgangsklassen gab, als auch jahrgangsübergreifende Lerngruppen.
Siehe Gruppe Müller bei paed.com.

Jürgen

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Jürgen Göndör
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Geschrieben von RomanL am 11.01.2007 um 16:11:

Blei vs. Computer

Also meine Meinung dazu ist eindeutig, auch wenn ich kein Freinet-Pädagoge bin ;-)
Das "Begreifen" im waren Sinne des Wortes ist ein ganz wichtiges Element im Umgang mit Handsatz und speziell der der Freinet-Druckerei. So eignet sich das Hantieren mit den Einzeltypen sehr gut zur Förderung von Rechts-Links-Koordination und Lese-/Rechtschreibschwachen. neben dem eigentlichej Zile (kommunikation) ist dieser Effekt heute noch eines der wichtigsten Ergebnisse der Schuldruckerei - erfolgreiche Sonderpädagogik.

Die Tatsache, daß es beim Handsatz weder Rechtschreibkorrektur noch Vorlagen gibt, macht jeden Satzprozeß zu einem neuen Grundlagenablauf. Dazu kommt noch, daß die Schüler angehalten werden, mit möglichst wenig Aufwand ein maximales Resultat zu erzielen. Statt einer großen Textmenge, muß manchmal eben eine passende Typographie reichen - und tut es auch.
Handsatz ist eben aufwendig und verlangt langfristige Konzentration und Überlegung.
Auch gibt es keine Möglichkeit der Abkürzung - es sei denn, man übt und wird dadurch schneller.

Ich erlebe immer wieder in Workshops und bei Vorführungen, daß der Spaß am Arbeiten mit dem Blei ein unbewußtes Konzentrieren und lernen fördert.

Es ist schade, daß viele Lehrer (zunehmend auch Freinet-Pädagogen) leider die Vorteile des Computers in Sachen Geschwindigkeit und Ergebnismenge gegenüber dem pädagogischen Effekt der Handsatzarbeit vorziehen.

Warum z.B. baut man noch Gemüse im Schulgarten an? -> Man kann es doch bei EDEKA kaufen...

Gott grüß die Kunst
Roman


Geschrieben von Juergen am 11.01.2007 um 19:49:

Hi,

da gebe ich Dir vollkommen Recht - allerdings ist der PC nicht nur eine schlimme Verschnellerungsmaschine, wenn es aber ums Programmieren geht - oder ums erstellen eines Podcasts, um einen anderen Umgang als nur spielen - ist der Computer genauso ein wiederspenstiges Gerät wie eine Druckmaschine. Wenn du die Syntax nicht einhälst, dann kommt umgehend eine Fehlermeldung.

Damit will ich natürlich nicht den Unterschied wegreden. Eine Rechenprogramm - und wenn es nur in PHP ist und damit eine Webseite erstellt werden soll - ist auch ein Projekt, bei dem Konzetration und Überlegung gefordert ist. Und Design ist ja auch dabei.

Zum Thema Zeit will ich in dem Fall nix sagen.

Wenn es natürlich nur drum geht, einen Text mit Flatterrand in Blocksatz umzuwandeln - dann ist natürlich die Druckmaschine pädagogisch im Vorteil: da muß man wirklich vorher überlegen, sonst hat man hinterher die doppelte Arbeit.

In sofern haben ja auch die Drucker das Glänzen in den Augen, wenn sie das erste Blatt drucken - am Drucker fehlt das ganz eindeutig. Vielleicht im high-end Bereich mit post-script-Maschinen glänzen sie wieder - ich bin mir da aber nicht sicher.

Das ist genau wie mit den Tomaten (zumindest vom Geschmack her) :-)

Jürgen
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