Guten Tag,
bei meinen Recherchen über den Unterricht nach Peschel bin ich auf dieses Forum hier gestoßen. Ich hoffe, hier ein paar Fragen beantwortet oder Denkanstöße zu bekommen.
Meine Tochter (2.Kl.) besucht eine Privatschule, die damit wirbt, jedes Kind individuell zu fördern und zu fordern und dafür offenere Strukturen nutzt (Werkstattunterricht, Stationsarbeit, Freiarbeit, Wochenplan, soziales Lernen usw.) Sie will den Kindern das lernen-lernen vermitteln.
Nach 1 1/2 Jahren kann ich leider keine positive Bilanz ziehen. Dies liegt aber m.E. nicht am Konzept der Schule, sondern an der Umsetzung durch die Klassenlehrerin. Das Unterrichtsgeschehen und die Lerninhalte sind sehr intransparent Die KL - dies meine Vermutung - praktiziert so weit sie kann nach Falko Peschel (ich weiß von einem anderen Vater, das Peschel selbst ihr Mentor gewesen sein soll) und öffnet den Unterricht viel weiter als es dort in anderen Klassen erfolgt.
Meine erste Frage:
Wenn ein derart geöffnetes Unterrichtsmodell erfolgt, das aus dem von der Schule dargelegten Konzept, abweicht und sehr viel offener ist, sollte das im Vorfeld den Eltern gegenüber nicht transparent gemacht werden?
Wird dieses Modell durch die Lehrkraft "richtig" umgesetzt, wenn folgende Reaktionen beim Kind auftreten:
1. Kind beklagt sich seit Beginn der 1. Klasse, dass es zu laut ist, zu unruhig, es sich nicht konzentrieren kann
2. Kind sich zuhause dauernd beklagt, dass es keine Hilfe vom Lehrer bekommt. Statt dessen wird es immer wieder zu anderen Kindern geschickt (die sich dann teilweile über die fragenden Kinder lustig machen statt zu erklären und zu helfen) oder mehrfach darauf hingewiesen, dass es selber nachdenken soll (in einem konkreten Fall hatte das Kind die Aufgabenstellung einfach nicht verstanden hatte --> da es trotz mehrfacher Nachfragen keine Hilfe bekam, hat es folglich Arbeitszeit vertrödelt und war zudem noch frustriert und wird zukünftig sicher nicht nochmal freiwillig mit diesem Arbeitsmaterial (Mathematix von Heinevetter) arbeiten.
3. Kind lt eigener Aussage sich nicht gern an Kreisgesprächen beteiligt, weil manche Kinder gar nicht zuhören, laut sind, andere ärgern oder sich lustig machen.
4. Kinder sich gegenseitig während der Unterrichtszeit im Kreis mehrfach mit wüsten Wörtern beschimpfen, ohne dass die Lehrerin darauf eingeht, sondern die Kinder einfach gewähren lässt
5. Lehrerin dauernd laut wird/schreit und störende Kinder nun im 2. Schuljahr häufig vor die Tür setzt
6. das Kind bis zu den Herbstferien der 2. Klasse keine Mathematikaufgaben gemacht hat, die den 10er-Übergang beinhalten, was der Lehrerin offensichtlich nicht einmal aufgefallen ist. Da die Kinder nun in einer neuen Werkstatt im 100er-Bereich rechnen sollten, habe ich das Thema des Rechnens im 20er-Bereich inkl. Zehnerübergang meiner Tochter zuhause beigebracht (was eigentlich keinesfalls sein soll)
7. Lernzuwächse im Schriftspracherwerb ausschließlich auf unsere Arbeit zuhause und mit der Logopädin zurückzuführen sind. In der Schule reicht es nach wie vor, Geschichten lautgetreu auf ein weißes Blatt zu schreiben, wobei noch nicht einmal die Lauttreue kontrolliert wird (Tochter hat auditive Beeinträchtigung). Mal ganz davon abgesehen, dass diese Art des Schreiben- und Lesen- Lernens für auditiv beeinträchtigte Kinder ohnehin nicht die geeignete ist)
8. Es gibt offensichtlich keine Ziele/Pläne/übersichten und Rückmeldungen für die Kinder.
9. wenn es Ärger/Streit unter den Kindern gibt, bekommen Sie von der Lehrerin immer gesagt, dass sie die Dinge selbst klären sollen.
Die Rückmeldung aus dem Eltern-Lehrer-Schüler-Gespräch von der Lehrerin sind ok, es ist alles im grünen Bereich. Meiner Tochter hingegen sieht das anders, sie beklagt sich über vorgenannte Dinge, wünscht sich Unterstützung, Hilfe, einen Lehrer offensichtlich.
Und ich kann leider auch nur feststellen, dass die Lernzuwächse meiner Tochter in den Basiskompetenzen rechnen und schreiben in der Schule äußerst dürftig sind. Dinge, die sie zuhause sehr schnell erkennt und umsetzt, auf die sie aber nun mal nicht von selbst kommt. Zudem fühlt meine Tochter sich offensichtlich unwohl in dem System und in ihrer Erlebniswelt spiegelt sich nicht viel Positives wider.
Ich frage mich daher, ob es nicht unverantwortlich ist, was man den Kindern mit dieser Form des Schulgeschehens antut oder ob diese Pädagogik hier einfach falsch angewendet wird.
Ich sehe mich leider gezwungen, für meine Tochter schnell eine Alternative zu suchen, denn die bisher vergeudete Grundschulzeit bekommen wir leider nicht zurück.
Freu mich über fachkundigen Rat, ob "offener Unterricht" die von mir beschriebenen Züge aufweisen sollte.
Grüße
KM
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