Hi Martin,
es ist eine alte Mär, daß Schüler, wenn sie nicht zum Lernen gezwungen werden und man ihnen nicht genau sagt, was sie lernen sollen, nix lernen würden.
In Summerhill, wo die Schüler nicht einmal den Unterricht besuchen müssen, liegen die Schulabschlüsse über dem Landesdurchschnitt.
In einem Workshop mit Lehrer, den ich geleitet habe, ging es darum, sich daran zu erinnern, wann Lernen in ihrem Leben einfach super gelaufen ist. Typischerweise haben sie nur Situationen erinnert, die nix mit Schule zu tun hatten. - Es gibt also ein Lernen auch außerhalb von Schule und das funktioniert offensichtlich sehr gut.
Warum sollten nun also Schüler, die nicht mit einer Anwesenheitspflicht und einem Stoffplan gegängelt werden, aber ihr Abi machen wollen, nix lernen? Ich denke das ist eine vollkommen abartige Vorstellung, wie sie nur in Schule existieren kann.
Natürlich muss man bedenken, dass Schüler in der Oberstufe eine lange Lernzeit hinter sich haben, in der ihnen immer gesagt wurde, was sie lernen sollen und müssen. Es wird ja auch immer gedroht: sonst besteht ihr doch das Abi nicht!
Meine Erfahrung mit Schülern und Studenten ist: Wenn sie wirklich wollen, dann bestehen sie auch die Prüfungen.
Ganz allgemein gilt: Ziele sind nicht nur auf der goldenen Straße zu erreichen, man muss manche Nebenwege durch ein unwegsames Gelände gehen, um dorthin zu kommen, wo man hin will. Natürlich gibt es Stoffgebiete, die nicht gerne behandelt, bzw. gelernt werden. Und? Wenn man das Abi haben will, dann man man das eben lernen.
(Ob das dann auch wirklich Sinn macht, ist eine andere Frage)
Selbstbestimmung wird gerne in die Ecke: "Nach Lust und Laune" gestellt. Genau das ist es aber nicht. Selbstbestimmung heißt sich selbst Ziele setzen und dann alles notwendige zu tun, diese Ziele auch zu erreichen.
So sehe ich da in Bezug auf das Abi gar keine Probleme. Auch nicht bei einem Zentralabitur.
Das ist auch so eine Mähr. Warum sollen Schüler, die sich selbst das Ziel "Abi" gesetzt haben irgendwie schlechter abschneiden als andere.?
Nur ist halt tatsächlich die Voraussetzung, daß die Schüler dieses Ziel auch wirklich haben - für sich.
Das ist meiner Meinung a´nach auch die Chrux bei Pisa: Deutsche Schüler schneiden so mittelmäßig ab, weil sie in einer Schule lernen, die ihnen diese Entscheidungen systematisch vorenthält.
Wie kann es sein, daß ein Schüler sich keine Geschichtszahlen merken kann, aber die Eishockeyergebnisse auswendig kann?
Jürgen
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