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Freie Schulgemeinde Wickersdorf


Gründer und Orte - Freie Schulgemeine Wickersdorf - Gustav Wyneken - Lebenslauf

Die FSW wurde 1906 von Gustav Wyneken wurde bei Saalfeld in Thüringen zusammen mit Paul Geheeb, Martin Luserke und August Halm (Musikästhetiker und Komponist) gegründet. Gustav Wyneken und Paul Geheeb teilten sich die Schulleitung. Der Schwerpunkt lag im künstlerisch-musischen Bereich und bei der Erziehung zur Demokratie, die Handhabung der Schülermitbestimmung war sehr wichtig.

Die Schule war eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Gesellschafter zahlten 500,- Mark ein (umgerechnet ca. 2.000,- €). Der Generalversammlung der Gesellschafter war die Schulleitung rechenschaftspflichtig. Sie genehmigte die Bilanz und den Kostenplan für das kommende Geschäftsjahr. Vor dem ersten Weltkrieg kostete ein Schulplatz je nach Jahrgang zwischen 1.300.- und 1.800.- Mark - dazu kamen noch 500,- Mark für Reisen Kleidung und Lehrbücher (umgerechnet also 8.200,- und 11.000,- €) pro Schuljahr. Auch Gustav Wyneken 'löste' das ständige Finanzierungsproblem mit 'Hungerlöhnen' für seine Lehrer (Jürgen Oelkers, S. 173f). Jürgen Oelkers legt aber nie eine konkrete Gesamtrechnung vor.

Alle vier waren alle zuvor bei Hermann Lietz in seinen Landerziehungsheimen als Lehrer tätig. Die Gründe für die Trennung von Hermann Lietz waren wahrscheinlich konzeptioneller Art (Erziehung zur Demokratie und künstlerisch-musische Erziehung). Gerold Becker, ein 'nachgeborener' (1936, 17 Jahre nach dem Tode von Hermann Lietz) macht allerdings auch die 'emotionalen Verstrickungen' unter den agierenden Personen verantwortlich, nach dem Motto: 'Wer nicht für mich ist gegen mich' (Becker, Gerold (1996): Lietz und Geheeb - Vortrag vom 12. April 1996 an der 10. internationalen Wagenschein-Tagung an der Ecole d'Humanité, Goldern, http://archiv.ub.uni-marburg.de/sonst/1999/0015.html) Jeder - zumindest Paul Geheeb und Gustav Wyneken - hatte eigene Vorstellungen, wie ein Landerziehungsheim Heranwachsende erziehen sollte und niemand hielt mit seiner Idee hinterm Berg. Zu unterschiedlich waren wohl auch die Persönlichkeiten.

Anders als die Landerziehungsheime von Hermann Lietz - aber auch auf dem Lande, fernab von jeder Großstadt, auch mit Betonung auf Erziehung und nicht auf schulmäßigen Lehrzielen und auch ein Heim und keine Schule - war "für jugendbewegte Kreise als allen ideologischen Lagern die idealtypische Verwirklichung ihrer eigenen Vorstellungen von Gemeinschaftserziehung. [...] Hier sollten die Maßstäbe gesetzt werden nicht nur für die bevorstehende Schulreform, sondern für die künftige Erziehung speziell der deutschen Jugend und generell der Menschheit. [...] Wickendorf bedeutete für Wyneken mahr als eine Schule. Für ihn war es 'ein geistiger Organismus, ein neuer Typ geistigen Gesamtlebens'."(W. Mogge (2013): Jugendbewegung, in: W. Keim,U. Schwerdt, S. 229) Das Einzelbewußtsein müsse sich in das 'überindividuelle Bewußtsein' eingliedern.